Eichhorstsches Haus
16866 Kyritz
Das frühbarocke Gebäude, ursprünglich mehr Speicher- und Lagerhaus als Wohnhaus, orientiert sich stark am norddeutschen Fachwerkstil. Es ist zu vermuten, dass sein Bauherr,
ein Michel Heynahtz, zu jenen Bürgern zählte, die aus den damals vom Kriegsgeschehen weniger betroffenen Gebieten Norddeutschlands in die teilweise stark verwüsteten Städte ins Landesinnere zogen, weil sie sich mit der wirtschaftlichen Wiederbelebung in diesen Städten Erfolg versprechende Existenzbedingungen erhofften.
Im Lauf der Jahrhunderte ist das Haus mehrfach baulich verändert worden. Bauzeitlich (1663) ist weitgehend die Fachwerkkonstruktion aus Eichenholz erhalten. Offensichtlich war von einem der Stadtbrände im ausgehenden 18. Jahrhundert auch dieses Gebäude betroffen.
Bei einem umfassenden Wiederaufbau wurde der gesamte Dachstuhl verstärkt. Das lässt vermuten, dass das Haus vorher mit Stroh oder Reet gedeckt war und erst zu dieser Zeit eine Ziegeldeckung erhielt. Auch die Eingangsgestaltung mit der zurückgesetzten spätbarocken Eingangstür stammt aus dieser Zeit.
Ursprünglich hatte das Haus weniger und kleinere Fenster, die sich in die vorhandenen Gefache einpassten. Für eine intensivere Wohnnutzung und eine bessere Belichtung der Räume wurden diese vergrößert und Anfang des 19. Jahrhunderts erhielten die Fenster in den Giebelgeschossen die markanten Spitzbögen.
Die stärksten baulichen Eingriffe erfuhr das Erdgeschoss in den letzten 120 Jahren. So wurde der zusätzliche Eingang mit der abgeschrägten Ecke nach 1919 eingebaut und mehrfach wurden Fenster zu Schaufenstern vergrößert oder zurückgebaut. Im Zuge der zahlreichen baulichen Eingriffe im Erdgeschoss wurde das ehemalige Fachwerk schrittweise durch ein massiv gemauertes Erdgeschoss ersetzt.
In den Jahren 2002/2003 ist das Fachwerkhaus einschließlich des Nebengebäudes grundhaft saniert wor den. Diese Erneuerung erfolgte für das Einzeldenkmal entsprechend der denkmalrechtlichen Anforderungen. So ist beispielsweise bei der Farbgebung der spätbarocke Erstanstrich nach dem Brand wieder hergestellt worden. Da der wesentlich erhaltene Baubestand aus dem spätbarocken Wiederaufbau des Hauses stammt, wurde in gemeinsamer Abstimmung der Beteiligten einschließlich der Denkmalpflege die jetzige Farbgebung mit Gefachen in rot-ocker und einem warmen grau-braunen Farbton für das Fachwerk festgelegt. Die Hauseingangstür erhielt ihr bauzeitliches helles Braun.
Das Erdgeschoss erhielt die ursprüngliche Fachwerkgestaltung und die eingezogene Hausecke zur Bahnhofstraße wurde wieder vervollständigt. Auch andere Bauteile wurden in traditionellen Bauweisen ausgeführt und mit ursprünglichen Materialien erneuert. Für den Ersatz von Teilen der Fachwerkkonstruktion wurde Eichenholz, teilweise aus Altholz wieder verwendet.
Im Laufe der Jahrhunderte gab es wechselnde Besitzer des Grundstückes. Der Name Eichhorstsches Haus geht auf Bäckermeister Georg Eichhorst zurück, der das Grundstück Ende des 19. Jahrhunderts erwarb. Im Familienbesitz blieb es bis nach dem II. Weltkrieg und in den 1990er Jahren erhielten es die Eichhorstschen Erben zurückübertragen. Von ihnen erwarb der Vater des heutigen Eigentümers, Thomas Hausbalk, das Grundstück. Beide führten die über hundertjährige Tradition des Backgewerbes am Standort fort. Trotz der Unterstützung mit Mitteln der Städtebauförderung, diese belaufen sich auf rund 500.000 Euro der förderfähigen Kosten, verdient es hohe Anerkennung, dass ein örtlicher Gewerbetreibender wesentlich dazu beigetragen hat, ein wichtiges Fachwerkgebäude der Stadt beispielhaft zu sanieren und somit ein würdiges Denkmal des Monats geschaffen wurde. Die Gesamtkosten für die Instandsetzung des Wohn- und Geschäftshauses beliefen sich auf rund 1,1 Mio. Euro.