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Auszeichnung der Alten Brennerei im Klosterviertel als Denkmal des Monats

Kyritz, den 26.11.2021

Heute wurde die Alte Brennerei und zukünftige Stadtbibliothek im Klosterviertel Kyritz als Denkmal des Monats der Arbeitsgemeinschaft Städte mit historischen Stadtkernen des Landes Brandenburg ausgezeichnet.

 

Objektbeschreibung:

 

Als im Zuge der Festsetzung eines Sanierungsgebiets in der Altstadt Kyritz die dazu notwendigen Vorbereitenden Untersuchungen 1992 abgeschlossen wurden, war als wesentlicher funktionaler Missstand die auf dem ehemaligen Klostergelände bestehende Wäscherei und Vollreinigung identifiziert worden. Die Reinigungsfirma war von einem Berliner Unternehmer gekauft worden, der bereits einen Reinigungsbetrieb im ehemaligen West-Berlin betrieb. An eine Verlagerung des Betriebes – wie in den Vorbereitenden Untersuchungen ausgewiesen – war in den 1990er Jahren wegen befürchteter Arbeitsplatzverluste nicht zu denken. So wurden viele Jahre auf dem Standort nicht nur Textilien aus Kyritz und Umgebung, sondern auch schmutzige Wäsche aus Berlin gewaschen. Das Gebäude hat jedoch eine längere gewerbliche Vorgeschichte. Nach der Reformation, die in Kyritz – wie auch im Land Brandenburg – erst 1539 zur Auflösung des Klosters führte, war das Gelände für fast 300 Jahre von 1550 bis 1837 ein landwirtschaftliches Lehngut mit dem Namen »Klosterhof«. Nach 1837 erwarb die Kaufmannsfamilie Schnur das Grundstück mit Klausurflügel, Klosterhof und weiteren Gebäuden. Vermutlich in einem bereits 1552 erwähnten »Gewerkshaus so vornam Kloster« vor der Ostseite des Klausurflügels, welches zuletzt als Stall und Scheune genutzt wurde, errichtete der Eigentümer eine Destillationsanlage mit angeschlossener Brennerei. Als die Gebäude zur Branntweinherstellung im September 1854 abbrannten, errichtete ein Angehöriger der Familie Schnur später das Klinkergebäude zur Herstellung von Branntwein und Essig sowie als Likörfabrik. Diese, dann Großdestillation genannte Produktionsstätte wurde 1860 neu eröffnet und firmierte unter dem Namen »H. C. Schnur«, wobei H. C. für »HandelsCompanie« stand. Ein halbes Jahrhundert bestand das Unternehmen am Standort, bis ein neuer Besitzer das florierende Gewerbe an die Ecke Pritzwalker/Wilsnacker Straße in Kyritz verlegte. Der Stellmacher August Wietz erwarb das Areal und verlagerte die vom Vater gegründete Stellmacherei mit Wagen- und Kutschenbetrieb auf den Standort. Es entstanden Stellmacherei und Polsterei und im Kesselhaus der ehemaligen Brennerei wurde die Schmiede eingerichtet. Das großräumige Erdgeschoss der Alten Brennerei wurde Verkaufs- und Ausstellungsraum für die in Spitzenzeiten bis zu 120 fabrikmäßig gebauten Pferdekutschen im Jahr. Nach der Inflation 1928/29 lief die Kutschenproduktion aus, der Betrieb wurde auf Autoreparaturen umgestellt und es kamen eine Autowaschanlage und Tankstelle hinzu. Das Unternehmen wurde Werksvertreter von Ford (LKW), später auch Borgwardt (PKW) sowie BMW, DKW und NSU (Motorräder). Nach dem Krieg ist das Unternehmen erst Vertragswerkstatt für die Personenwagen von DKW und für den F8 sowie später für Wartburg 311 und Trabant 500. Aufgrund der mehr als 10 Beschäftigten wurde die Firma staatlicherseits als Industriebetrieb geführt. 1968 erfolgte die Umwandlung in eine Produktionsgenossenschaft (PGH) und 1983 die Verlagerung. Das Dienstleistungskombinat Kyritz (DLK) übernahm den Standort für eine Großwäscherei mit chemischer Reinigung. Kunden sind nicht nur Privatpersonen und Betriebe, sondern auch die Garnisonen der in Wittstock und Neuruppin stationierten Roten Armee. Noch 1989 erfolgte die Privatisierung der Wäscherei.
Mit den in den 2000er Jahren intensivierten Überlegungen zur Umgestaltung des Klosterviertels in einen Kulturstandort begannen mehrfache Versuche der Betriebsverlagerung und des Erwerbs des Grundstücks durch die Stadt. Aber erst die Stilllegung des Betriebes am 31. Dezember 2014 ermöglichte den Beginn der Planung zur Umnutzung der Alten Brennerei zur städtischen Bibliothek. Damit kehren Bücher an einen Standort zurück, auf dem bereits im Mittelalter die größte Bücherdichte – nicht nur in der Stadt – bestand, denn die Klosterbibliothek muss nach überlieferten Erwähnungen beachtlich gewesen sein. Den nachreformatorischen Verlust kann die neue Bibliothek nicht ausgleichen, jedoch bildet sie einen neuen kulturellen Mittelpunkt, den alle bald nutzen können.
Textautor*in Rainer Lehmann, ews Stadtsanierungsgesellschaft mbH, Berlin

 

Bild zur Meldung: Auszeichnung der Alten Brennerei im Klosterviertel als Denkmal des Monats