210 Jahre Friedenseiche

Kyritz, den 18.10.2024
Vorschaubild zur Meldung: 210 Jahre Friedenseiche

Mit einer Andacht, Worten der Bürgermeisterin und dem Friedenseichen-Gedicht auf Plattdeutsch wurde heute Vormittag der 210. Geburtstag der Friedenseiche auf dem Kyritzer Marktplatz begangen.

 

Ein Blick auf das Kyritzer Wahrzeichen vom Kyritzer Heimatverein:

 

Am 18. Oktober 1814 wurden bei einer großen „Befreiungsfeier“ zur Erinnerung an die Völkerschlacht von Leipzig auf dem Marktplatz vier Eichen gepflanzt, von denen sich jedoch nur eine einzige, unsere große Friedenseiche, erhalten hat.

Quelle: (Dr. Richard Wegener Heimatforscher)

 

Nur hatte sie wieder Geburtstag, ihren 210., ein wenig sieht man ihr das Alter an und andererseits fragt man sich, was hat sie über zwei Jahrhunderte alles gesehen und miterlebt.

 

Schon 1816 feierten die Kyritzer ein Friedensfest unter der noch jungen Eiche. Sie hofften damals auf eine bessere Zukunft, wie ein damaliger Chronist berichtete. Die Kyritzer Bürger litten sehr unter der französischen Besatzung, denkt man an die Hinrichtung von Schulze und Kersten, die Willkür der Franzosen, die Heeresteile die versorgt werden mussten und nicht zuletzt die französische Amtssprache, die mit der Besatzung Einzug hielt.

 

1818 begann die Separation in Kyritz, eine Flurbereinigung und die Zusammenlegung der bis dahin sehr zersplitterten Feldmarken und Wiesen. Durch die Zusammenlegung erleichterte sich das Bewirtschaften der Felder. Auch dies ging an der Eiche nicht vorbei. Sie war Treffpunkt der Ackerbürger und sicher auch der Durchführenden der Feldzusammenlegung, um miteinander zu sprechen. In dem Zusammenhang gab es bestimmt auch hitzige Diskussionen und Wortgefechte. Aber Kyritz hatte das Glück über sehr guten Ackerboden und Wiesen zu verfügen, sodass nach allen Widerständen Jeder guten Boden erhielt.

 

Von 1813 bis zur November-Revolution 1848 fing es in der Bevölkerung an immer lauter zu brodeln. In den Fürstentümern und Grafschaften waren Umbrüche und Reformen in Gang gesetzt worden und Volkes Stimme wurde lauter, ein Verfassungsrecht für das Volk auf den Weg zu bringen. Die Fürsten und Landesherren kamen dem aber nicht nach, obwohl sie dies feierlich versprochen hatten. All die Unruhen führten zur Revolution 1848. In Kyritz gründete sich eine Bürgerwehr, die ihre Treffen und Apelle auf dem Marktplatz vor der Eiche abhielten, auch hier war sie stille Beobachterin. Doch im damaligen Preußen galt im Endergebnis das Wort: „Ruhe ist die erste Bürgerpflicht.“ So verlief die Revolution erfolglos und verlief im Sande wie manch anderes auch.

 

Mehrere Stadtbrände hat die heutige Eiche zusammen mit ihren drei Kameraden erlebt. 1825 sah sie das Rathaus in Flammen aufgehen, als 11-Jährige. Die schweren Brandkatastrophen 1820, 1824 und 1828, die die Stadt heimsuchten, überlebte sie. Die anderen drei Eichen wurden zerstört durch die Brände und nicht ersetzt. 

 

In den nachfolgenden Jahren musste der Baum leider eine Reihe von Kriegen an sich vorbeiziehen lassen: 1864, 1866, 1870/71 und auch den 1. Weltkrieg 1914-18 sowie den 2. Weltkrieg 1939-45. Man schickte Hunderte von jungen Menschen in das Blutvergießen, das vielen das Leben kostete. Heute erinnern Denkmale an die Gefallenen der Kriege, sind Erinnerungsstätte und mahnen, wie zerbrechlich Frieden ist.

 

In den Jahren nach Mai 1945 wurden die Zeiten langsam ruhiger für die Friedenseiche. Es gab Heimatfeste, Demonstrationen und andere Veranstaltungen auf dem Marktplatz und unter der Eiche und sie blieb, wie zuvor, die stille Beobachterin. Auch wenn nicht immer gut mit ihr umgegangen wurde durch das Einschlagen von Nägeln, Haken und Ösen oder dem Anbringen von Gestänge für Kabel und Mikrophone, um Bühnen zu beleuchten und zu beschallen.

 

Die heutige Stadtverwaltung ist der Eiche freundlicher gesonnen. Eine Spezialfirma für Baumschutz und -pflege sorgt und kümmert sich um diesen besonderen Baum.

 

Nur einmal musste die Eiche leiden im Jahr 2000. Der Marktplatz war Baustelle und wurde auch archäologisch untersucht und befundet. Es war sehr warm und trocken im Sommer in dem Jahr und die Wurzeln des Baumes langen frei im Erdreich. Sie konnten kein Wasser ziehen für die Eiche und Teile der Wurzeln sind sicher auch vertrocknet. Aber wenn wir uns die Eiche heute ansehen hat sie sich gut erholt davon und steht doch jedes Jahr mit grüner Krone da.

 

Für Besucher von Kyritz ist sie ein Magnet und wird bewundert. Es ist eine absolute Besonderheit einen solchen Baum innerstädtisch zu haben. Den Kyritzern selbst war das wohl nicht immer bewusst, welch ein Schatz hier auf dem Marktplatz steht.

 

210 Jahre, was für eine Zeitspanne. Sorgen wir dafür das unsere Friedenseiche noch lange lebt an ihrem Standort. So eine Eiche kann 1000 Jahre alt werden.

 

Die alte Eiche

 

Wohl selten eine alte Stadt

einen so herrlichen Eichbaum hat,

der dem Festplatz Schatten spendet.

Vor alten Zeiten, da ward er gepflanzt,

als auch die Zeit aus der Reihe getanzt

und Kriegsnot eben geendet.

 

Am rauhen Stamm, gesund bis ins Mark,

prunken die Äste, knorrig und stark,

ist der Krone Dach gebreitet.

Rauschender Eichbaum, Sinnbild bist du,

von Kraft und Streben, Kämpfen und Ruh,

vom Wachsen, das Gott hat geleitet!

 

Walter Stegmann verfasste dieses Gedicht zu Ehren unserer Friedenseiche.

 

Bild zur Meldung: 210 Jahre Friedenseiche