Das ALFA-Mobil wird vom Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V. betrieben. Dieser ist die einzige bundesweite Fach-, Service- und Lobbyeinrichtung zu dem Thema in Deutschland und seit nunmehr 40 Jahren als gemeinnütziger Verein aktiv. Das ALFA-Mobil ist dabei deutschlandweit unterwegs, um gemeinsam mit regionalen Kooperationspartnern über die Problematik aufzuklären. Das Motto der bundesweiten Kampagne lautet: "Besser lesen und schreiben macht stolz".

Im Landkreis Ostprignitz-Ruppin machte das ALFA-Mobil in der vergangenen Woche auch Station in Kyritz an der Pritzwalker Straße vor dem Baumarkt und auf dem Neuruppiner Schulplatz. Vizelandrat Werner Nüse informierte sich dabei vor Ort über die verschiedenen Schulungs- und Hilfsangebote: „Es ist sehr wichtig, dass wir an mehreren Standorten im Landkreis gemeinsam mit dem ALFA-Mobil darüber informieren, was es bedeutet, als Erwachsener nicht richtig lesen und schreiben zu können, gleichzeitig aber auch auf unsere kostenlosen Hilfsangebote beim Regionalen Grundbildungszentrum hinweisen. Insbesondere älteren Menschen wollen wir Mut machen, ihr Schreib- und Lesevermögen zu verbessern, denn dafür ist es nie zu spät und kann unter Umständen sehr hilfreich sein, etwa wenn es darum geht, den Rentenantrag richtig zu stellen. Es ist klar, dass sich nur sehr selten Betroffene direkt bei uns melden, da das Thema sehr viel mit Scham besetzt ist. Deshalb sind wir froh, wenn wir auch Menschen aus dem Freundeskreis oder Angehörige erreichen, die dann den Betroffenen erzählen können, welche Lern- und Übungsangebote es tatsächlich gibt und welche Chancen damit verbunden sind.“, so Werner Nüse.

Eine wichtige Funktion übernehmen in diesem Zusammenhang die so genannten Lernbotschafter:innen, wie beispielsweise Christian aus Neuruppin oder Gerhard aus Berlin, die bis vor wenigen Jahren selbst große Probleme mit dem Lesen und Schreiben hatten. Christian besuchte 2017 Kurse des Regionalen Grundbildungszentrums der Kreisvolkshochschule und konnte auf diesem Weg seine Schwächen nachhaltig überwinden: „Mein Leben ist so viel besser geworden. Ich fühle mich nicht mehr abhängig und traue mich mittlerweile schriftlich wie mündlich, mich auszudrücken.“ Diese Erfahrungen möchte Christian an andere Betroffene gerne weitergeben, auch deshalb steht er am Stand des ALFA-Mobils. Auch über die Gründung einer Neuruppiner Selbsthilfegruppe denkt Christian nach. Das Problem: Betroffene selbst trauen sich selten, mit ihren Schwierigkeiten offen umzugehen. Häufig sind es Vertrauenspersonen aus ihrem Umfeld, die selbst aktiv helfen oder Hilfen - wie etwa die des Regionalen Grundbildungszentrums - vermitteln.

Für Iris Spad, Projektleiterin beim Regionalen Grundbildungszentrum Ostprignitz-Ruppin, sind deshalb Aktionen, wie jetzt in Kyritz und in Neuruppin, sehr wichtig: „Wir wollen den Leuten zeigen: Wir sind für Euch da, wir lassen Euch nicht allein! Wir als Regionales Grundbildungszentrum bieten kostenfreie Angebote im gesamten Landkreis an, bei denen es darum geht, besseres Lesen, Schreiben und Rechnen zu üben. Leider kommen die Betroffenen nicht immer direkt zu uns, wir müssen viel mit Mitwissenden arbeiten. Oft gibt es eine hohe Schamgrenze und die Schwierigkeit, sich zu öffnen. Deshalb halten wir auch engen Kontakt mit Sozialpädagogen, mit dem Jobcenter, aber auch mit den Kontakt- und Beratungsstellen der Arbeiterwohlfahrt, die dann den Betroffenen empfehlen, zu uns zu kommen. Wenn die Schamgrenze erst mal überwunden wurde, fühlen sich die Menschen bei uns sehr wohl und gehen sogar, wie am Stand des ALFA-Mobils, an die Öffentlichkeit, um aktiv für unsere Hilfsangebote und die damit verbundenen Chancen zu werben.“

Wer mehr über die Angebote des Regionalen Grundbildungszentrums erfahren möchte, besucht die Webseite der Kreisvolkshochschule OPR.

Informationen und Unterstützung gibt es auch über das ALFA-Telefon unter der Nummer 0800 - 53 33 44 55 oder über die Webseite des ALFA-Mobils.